Songs (international)

… seit dem Jahr 2000, thematisch angesiedelt im Bereich „Überlebenskrise der Menschheit“ samt „Klimakrise“ und „Massenaussterben“ (in loser Folge) [>> als playlist auf YouTube]


Prince Ea: „Three Seconds“, 2016
(ggf. automatisch erzeugte Untertitel einschalten!)

Prince Ea: „Three Seconds“, 2016, 93.000 Aufrufe

Auf den Punkt gebracht. Und daher zu Recht: 1st Prize Short Film Winner #Film4Climate des UNO-Sekretariats der Klimarahmenkonvention (UNFCCC) auf dem Klimagipfel in Marrakesch 2016.

„Das Video des [US-]amerikanischen Rappers und Spoken Word Artists Prince Ea kondensiert vier Milliarden Jahre Erdgeschichte plus einen verschwindend kurzen Zeitraum menschlichen Einflusses auf die Natur auf wenige Minuten Film – und die sind mit ausdrucksstarken Bildern und gerapptem Zahlenwerk zum Bersten gefüllt“ (Schilling 2016).

Prince Ea: „Dear Future Generations: Sorry“, 2015 (ggf. automatisch erzeugte Untertitel einschalten!)

Prince Ea: „Dear Future Generations: Sorry“, 2015, 27 Mio Aufrufe, 162.000 Kommentare

„An Apology Letter to Future Generations. Sorry.“ (YouTube)

„Sorry, we left you with our mess of a planet. Sorry that we were too caught up in our own doings to do something…. You know [this place] as the Amazon desert… Well, believe it or not, it was once called the Amazon rainforest and there were billions of trees there. All of the were gourgeous and … oh. You don’t know much about trees. Do you? … … It is up to us to take care of this planet. It is our only home…“

Niemand bringt es so auf den Punkt wie Prince Ea.


Lil Dicky: „Earth“, 2019 | Mitstreiter*innen u.a.: Justin Bieber, Ariana Grande, Snoop Dog, Kanye West, Shawn Mendes, Miley Cyrus, Rita Ora, Katy Perry, Ed Sheeran, Meghan Trainor sowie John Legend und die Backstreet Boys.

Lil Dicky: „Earth“, 2019, 368 Mio Aufrufe

„We love The Earth, it is our Planet… it is our Home.“

Der erste und einzige große globale „Klima-/Extinction-Hit“ bislang. Im Unterschied zu „Do They Know It’s Christmas“, „We Are The World“ und „Imagine“ nicht im Radio existierend, sondern ausschließlich in den Sozialen Medien – für ältere Generationen (und traditionelle Hit-Charts) daher nicht so massiv wahrnehmbar. Respekt: 356 Mio Abrufe!

Mit geballter Prominenz und einer „We Are The World“ angenäherten Melodie erreicht man die Menschen. Darüber hinaus erfährt der geneigte Unser auf einer dazugehörigen Website welovetheearth.org mittels diversen 2-Minuten-Tutorials einiges über die Klimakrise und die Möglichkeiten, individuell zu handeln. Nichts von dem, was dort vorgeschlagen wird, reicht aus – dass das alles bedeutet dass die US-Amerikaner*innen ihren Lebensstil änderrn müssen, wird weitgehend ausgeblendet – Ausnahme: „Instead of having it [Burgers] four times a week have it once a week“ – aber dafür bietet hier der Rapper und Comedian Lil Dicky überhaupt mal eine Grundinformation mutmaßlich für viele Menschen, die bislang noch nicht soviel vom Thema mitbekommen haben.

Kulturelle Auseinandersetzung mit Lil‘ Dickys „Earth“: 18,7 Mio Aufrufe: „Älteste [gemeint sind: ältere Menschen] reagieren auf Lil Dicky – Erde“: „We need more songs like this“ – Ggf. deutsche Untertitel einstellen! – Noch eine kulturelle Auseinandersetzung mit „Earth“ – Statt Sheldons „Spaß mit Flaggen“: „Spaß mit Klimasongs“: 24,5 Mio Aufrufe: Lil Dicky – „Earth“ Impersonation Cover (LIVE ONE-TAKE!) von Danny Padilla und Mason Sperling: https://youtu.be/tEE77KHOHUk (Abrufdatum 22.6.2021)

Der Charity-Song wurde bezahlt von der Stiftung von Leonardo DiCaprio, dem UN-Friedensbotschafter und Produzentene von Kinofilm-Dokus zur Klimakrise wie u.a. „Before The Flood“ (2016) und „Cowspiracy“ (2014).

Und genau das ist ein wichtiger Aspekt: Es ist ein positiv-motivierender Charity-Song, der trotz einer Grundnaivität einiges an intellekturellem Gewicht hat – und kein oh-oh-wie-schlimm-das-alles-ist Protest-Song. Wobei der pointierte reine Wein eines Prince Ea (s.o.) selbstredend gleichfalls seine Berechtigung hat.

Zumal wir alle anders erreichbar sind… mittels verschiedener Ansätze wird das Thema gleichsam eingekreist. Nur der „erhobene Zeigefinger“, der funktioniert nicht (und ist beim Thema „Klimakrise/Massenaussterben“ so schwierig zu vermeiden).


Barbra Streisand: Don’t Lie To Me (2018)

Barbra Streisand: „Don’t Lie To Me“, 2018, 5,2 Mio Aufrufe

„How do you sleep when the world is burning?”

Der Spiegel: „politischer Aktionismus mit den Mitteln des Überwältigungs-Pop“ (Buß 2018).

Video und Song wurden von Barbra Streisand selbst produziert und finanziert. Ein überdeutliches Statement gegen die Politik des vormaligen US-Präsidenten.


Aurora: „The Seed“, 2019

Aurora [Aksnes]: „The Seed“, 2019, 9,7 Mio Aufrufe

„You cannot eat money, oh no
When the last tree has fallen
And the rivers are poisoned
You cannot eat money, oh no“

… in Anlehnung an die Weissagung/Prophezeiung der Cree.

Das Video nutzt kurze (auch akustisch vernehmbare) Mitschnitte von Fridays-for-Future-Demonstrationen, was die Aktualität und Dringlichkeit unterstreicht.

Kulturelle Auseinandersetzung mit „The Seed“: YouTube-User kommentiert: „I love the addition ‚You cannot eat money, oh no – WHAT?!? – no!'““ – MASSIVE Choir covers Aurora „The Seed“ – Live At The Forum / Melbourne Indie Voices, 2020, 124.000 Aufrufe

Beim ersten Hören und Sehen dachte ich (beeindruckt): Wie Jacksons „Earth Song“, nur nicht so aufs eigene Ego getrimmt, also sympathisch… und was lese ich in den YouTube-Kommentaren:

Ithlini Ellyan Senah:

  • „This is basically the Earth Song but angrier because we don’t have much time left…“

Billie Eilish: „All The Good Girls Go To Hell“, 2019

Billie Eilish: „All The Good Girls Go To Hell“, 2019, 187 Mio Aufrufe, 311.000 Kommentare

„Hills burn in California
My turn to ignore ya
Don’t say I didn’t warn ya“

Ein Song, der kaum als direktes Statement zur Klimskrise dienen kann, aber durch den Hastag #climatestrike, das viele Feuer im Videoclip, durch obige Zeilen und einige diffuse weitere Andeutungen in den Lyrics sowie durch „A note from Billie“ im Textteil von YouTube zum Video, die mit einem konreten Streikaufruf für Fridays for Future verbunden ist:

  • „right now there are millions of people all over the world begging our leaders to pay attention. our earth is warming up at an unprecedented rate, icecaps are melting, our oceans are rising, our wildlife is being poisoned and our forests are burning. on september 23rd, the UN will host the 2019 Climate Action Summit to discuss how to tackle these issues. the clock is ticking.“

Ferdinand Meyen über „All The Good Girls Go To Hell“:

  • „Gute Klimakrisen-Songs gehen subtil mit der Message um und machen uns damit neugierig anstatt zu predigen, was wir eh schon wissen.“

Ja und nein: Es auf den Punkt bringen und dadurch durchzudringen ist auch eine gute Sache.

>> s.a. Abschnitt Statements und Aktionen, Billie Eilishs Aufruf „Our House Is On Fire“


Marillion: „Be Hard On Yourself“, 2021 aus dem 2022er Album An Hour Before It’s Dark, 283.000 Aufrufe

„Run towards the things that scare ya
I dare ya
There’s a tear in the big picture
Can’t burn it
Got to fix it
Heard you say life’s what you settle for
Nobody told you
Less can be more“

Ein paar Funken „Shine On You Crazy Diamond“, ein dramatischer Schwenk Richtung „Carmina Burana“ – und dann ist er da, einer der m.E. besten Textbeiträge zur Überlebenskrise der Menschheit. Marillion fordert die Menschheit auf – oder doch jeden Einzelnen von uns? – hart gegen uns selbst zu sein, wir seien seit langer Zeit „spoilt“ (von „to spoil“): Ein Wort, das wunderbar vieldeutig und gleichzeitig fantastisch eindeutig ist: „beschädigen“, „getrübt sein“, „(sich) zerstören“, „plündern“, „verbauen“, „versauen“, „verhunzen“, „verhätscheln“, „verwöhnen“ – das Substantiv kann man mit „Beute“, „Ausbeute“ übersetzen.

Im Mittelteil „Lust for Luxury“ lautet die Analyse „Cause of death: Lust for luxury / Cause of death: Consumption“, der Schlussteil „You Can Learn“ zieht das Fazit, dass der einzige Weg aus der Misere ist, Konsum/Luxus/Höher/Schneller/Weiter sein zu lassen, wir können es besser: „But do it now… We haven’t got long / To the end of the song“ und finalisiert mit:

„Paint a picture, sing a song, plant some flowers in the park
Get out and make it better
You’ve got an hour before it’s dark…“

Wow! You got me.


Thirty Seconds To Mars: „A Beautiful Lie“, 2007

Thirty Seconds To Mars: „A Beautiful Lie“, 2007, 67,7 Mio Aufrufe

„It’s a beautiful lie
It’s a perfect denial
Such a beautiful lie to believe in
So beautiful, beautiful, it makes me“

„The video for ‚A Beautiful Lie‘ was shot in August 2007 in Greenland. Jared has said that the video will be environmentally safe and for every download of the video, it will go to an environmental charity“ (wikipedia 2021).

Tatsächlich ist das „Weiter so“ eine verführerische und dabei so unfassbar erfolgreiche „beautiful Lie“… sie für sich zu akzeptieren bedeutet, den Boden des Rationalen zu verlassen. Klimawandel ist Physik – die Physik, auf die wir uns in sämtlichen Lebenslagen verlassen, wenn wir in den Fahrstuhl steigen, Bus fahren, den Föhn in die Hand nehmen…


„Climate Change Deniers‘ Anthem“ starring January Jones, Jennette McCurdy, Darren Criss & More

United Deniers of Climate Change: „The Earth’s Not Getting Warmer – Courtesy of The Koch Brothers“, 2015, 26.700 Aufrufe

Funny or Die-Projekt „Climate Change Deniers‘ Anthem“ mit January Jones, Jennette McCurdy, Darren Criss, Beau Bridges, Estelle, Emily Osment, Atlas Genius, Jr Jr, Ben Feldman, Ed Weeks, Nora Kirkpatrick, Problem, Kelley Jakle, Open Mike Eagle, Bushwalla, Ta’rhonda Jones, Megan Amram, Ron Funches, Cardiknox, and the Silver Lake Chorus.

Ein User auf YouTube legt den Finger in die Wunde:

vgl. https://www.youtube.com/watch?v=UOWOLfqZOp8 (Abrufdatum 10.6.2021)

Der Song kann zumindest von Menschen, die mit dem Themenkreis „Klimakrise“ bislang kaum in Berührung geommen sind, tatsächlich durchaus falsch verstanden werden – im Extremfall als beruhigende „Trosthmyne“.

Die Idee, dieses sarkastische Video von Koch-Brother-Doubles, d.h. von Impersonators der Finanziers der Klimaleugnung präsentieren zu lassen, ist m.E. brillant.

Weniger lustig sind folgende Aspekte:

  • Die Koch Brothers sind Milliardäre und finanzielle Unterstützer der die Republikanische Partei rechts überholenden Protestbewegung Tea Party:
    • „Koch Family Foundations have spent $127,006,756 directly financing 92 groups that have attacked climate change science and policy solutions, from 1997-2017.“ (Greenpeace o.J.)

Angèle: Song ohne Titel, 2019

Angèle: „On est dans la merde jusqu’au cou“ [„Wir stecken bis zum Hals in der Scheiße“] – Song ohne Titel, veröffentlicht auf instagram angesichts von 42° Celsius im Sommer 2019, 673.000 Likes

„J’ai lu un article pas très cool,
j’aimerais bien pouvoir l’oublier…
On est dans la merde jusqu’au cou,
c’est fou comme on a su oublier.
Le déni, c’est tellement plus cool
que ce genre de vérité…“

Angèle [Van Laeken], belgische Musikerin:

  • „Was mich an der Hitzewelle, den 42 Grad, den alarmierenden Artikeln zum Zustand unseres Planeten und der Kritik an Greta Thunberg inspiriert. (Ich habe überlegt ‚on sera tous morts‘ [‚wir werden alle sterben‘] anstatt ‚il sera trop tard‘ [‚es wird zu spät sein‘] zu singen, aber dann sagte ich mir, dass es zu traurig für das Ende des Songs sein könnte“ (angele_vI 2019 auf instagram, Übersetzung Pendzich).

Tatsächlich reimt sich „morts“ deutlich besser auf „on se rendra compte“ als „“trop tard“, sodass wir hier den – als Nicht-Germanist nenne es mal – „Schatteneffekt“ analog zu dem markanten „von hinten an die Schultern“ bei Gottlieb Wendehals‘ „Polonäse Blankenese“ haben, dass das eigentlich Gemeinte unterschwellig mitschwingt.


Pixel Playhouse: „Climate Change – The Musical“, 2017

Pixel Playhouse: „CLIMATE CHANGE – The Musical“, 2017, 49.000 Aufrufe

Musical-Comedy-Kanal

„My Granny in Miami
I hope she can swim“
„Take trains or use the bus…
Try eating less meat“


Beastie Boys: „It Takes Time to Build“, 2004

Beastie Boys: „It Takes Time to Build“, 2004

„Stop building SUVs strung out on OPEC
Hold up, wait up you know we come correct“
„We’ve got a president we didn’t elect
The Kyoto treaty he decided to neglect.
It takes time to build
It takes a second to wreck it

Ein Song gegen (US-)SUVs und gegen einen US-Präsidenten, der nicht gewählt wurde (George W. Bush trat an, weil sich Al Gore nach einem verwickelten Auszählmarathon zurückzog), der – wie hier explizit im Song hervorgehoben wird – das 1997 verabschiedete zu dieser Zeit zenrale, von 191 Staaten ratifizierte Klimabkommen von Kyoto („Kyoto-Protokoll“) nicht ratifizieren ließ (vgl. BMU 2017).


Jack Johnson: „You Can’t Control it“, 2017

Jack Johnson: „You Can’t Control It“, 2017

„Understand one thing
If and when you drink
From this vast ocean
You can’t control it“

Jack Johnson ist US-amerikanischer Surfer, (Surf-)Filmregisseur und Singer-Songwriter. Er hatte auch schon drei Nr. 1-Alben in den USA bzw. in UK.


Ahoni: „4 Degrees“, 2015

Ahoni: „4 Degrees“, 2015, 1,7 Mio Aufrufe

„It’s only four degrees, it’s only four degrees“
„I wanna see this world, I wanna see it boil“
„I wanna hear the dogs crying for water
I wanna see fish go belly-up in the sea
All those lemurs and all those tiny creatures
I wanna see them burn, it’s only four degrees“
„I wanna burn the sky, I wanna burn the breeze
I wanna see the animals die in the trees“

Einer der krasseren Songs zum Thema Klimakrise/Massenaussterben: Hier kombiniert Ahoni die Klimaleugnung „It’s only four degrees“ mit den Folgen, die diese vier Grad Celsius mehr nach sich ziehen, die offensichtlich gewollt seien, wenn wir denn das Handeln der Menschen ernst nehmen, was wir unbedingt tun sollten, schließlich handelt es sich um vernunftbefähigte Wesen, die zum Mond fliegen können und noch so mancherlei anderes auf die Beine gestellt haben. Den Krieg gegen uns selbst sollten wir allerdings endlich, endlich unterlassen.

YouTube-Kommentar von Pisces&Trumpet:

  • „desperately beautiful. she is real artist and does what real artist does.“

Ahoni über „4 Degrees“

  • „Ich habe es satt, um die Menschheit zu trauern, und ich dachte auch, ich wäre nicht ganz ehrlich, indem ich so tat, als ob ich kein Teil des Problems wäre. 4 Degrees ist ein brutaler Versuch, mich selbst zur Rechenschaft zu ziehen, nicht nur meine Absichten aufzuwerten, sondern auch über die wahren Auswirkungen meines Verhaltens nachzudenken.“
  • Wow, das ist eine nicht von mir korrigierte Google-Translator-Translation von:

    „I have grown tired of grieving for humanity, and I also thought I was not being entirely honest by pretending that I am not a part of the problem. 4 Degrees is kind of a brutal attempt to hold myself accountable, not just valorize my intentions but also reflect on the true impact of my behaviors.“ (Ahoni in Rosa/Ricardo 2015)

„Vier Grad mehr im Jahre 2100“ bedeutet – wie es der Song vollkommen korrekt schildert – mit hoher Sicherheit nicht weniger als den Untergang der Zivilisation. Unsägliches, milliardenfaches Leid und Massenaussterben – auch der Menschen – sind dann Programm.

>> s.a. Fazit und Schlussgedanke zum Abschnitt 11 Milliarden Menschen des Handbuch Klimakrise, in dem es darum geht, dass die UN-Einschätzung, dass sich die Menschheit im Jahre 2100 bei etwa 11 Milliarden Menschen einpendeln wird (was viel ist, aber eben entgegen der landläufigen Annahme, das Bevölkerungswachstum nehme weiterhin immer weiter zu, eine gute Nachricht darstellt) nur eintrifft, wenn es zu keiner 4-Grad-Welt kommt. 4 Grad bedeutet in der Einschätzung einer Reihe von Wissenschaftler*innen vor allem eines: Extinction. [Runterscrollen!]

  • David Wallace-Wells hebt hervor, dass man davon ausgeht, „dass ein Temperaturanstieg von nur vier Grad die Ernteerträge um ganze 60 Prozent reduzieren könnte“ (2019, 262).

Scilla Hess: „Youth Climate Anthem – Long Forgotten Road“, 2020, 19.000 Aufrufe, veröffentlicht auf dem YouTube-Kanal von Extinction Rebellion

Scilla Hess: „Youth Climate Anthem – Long Forgotten Road“, 2020

„We got to pick up the pieces
put them back together
it’s down to us
if we wanna make it better
And try to find our long forgotten road“

Ein weiteres Video, in welchem (globale) Fridays For Future-Demonstrationen der Aufhänger sind. Hinzu kommen eine Reihe von Sequenzen, wo Kinder die Zeilen von Scilla Hess singen bzw. ihre Lippen synchron zu Hess‘ Stimme bewegen.

Die vormalige Schweizer ESC-Teilnehmerin Scilla Hess über den von ihr mitverfassten Song:

  • „An anthem for the youth climate movements such as Fridays For Future, Extinction Rebellion, Eco Action Families, Youth4Climate, 35O.org and the Shawn Mendes Foundation, promoting the next day of Global Climate Action on September 25th and asking people to sign the international petition calling for ecocide law“ (Hess 2020).


Phoebe Kreutz: „The Day the Basement Flooded“, 2012, live. Studioversion: https://youtu.be/dfYsjZ4ZPQU

Phoebe Kreutz: „The Day the Basement Flooded“, 2012

Diesen Text kann man nur ganz abdrucken oder gar nicht… Also, eine Nacherzählung: Wasser flutet den eigenen Keller – und das lyrische Ich erlebt die:den Partner:in als verlässlich/wohltuend in der Flut. Wie mögen sich Noah und seine Frau in der gleichen Situation gefühlt haben? Wenn nun also die Eiskappen schmelzen, war das mit dem eigenen Keller wohl ein reiner Probelauf – und nach der Umsiegelung in die Berge und angesichts eines Lebens in einer ungemütlichen Zukunft hofft das lyrische Ich, dass „du dann hier wärst in der Flut“ bzw. „I hope that you’ll be with me in the flood“.

In diesem Song der New Yorker Singer/Songerwriterin Phoebe Kreutz steckt alles drin: Hilflosigkeit, Liebe, Verzweiflung, Witz, Poesie – und der Zeigefinger wird nicht erhoben, sondern in die Wunde gelegt…

>> Sarah Lesch hat eine m.E. ebenfalls sehr schöne deutschsprachige Nachdichtung veröffentlicht, siehe Rubrik Songs (Made In Germany)Sarah Lesch: „Der Tag an dem die Flut kam“.


The 1975 ft. Greta Thunberg: „The 1975“, 2019

The 1975 ft. Greta Thunberg: „The 1975“, 2019, 747.000 Aufrufe, Intro des 2020er Albums „Notes On A Conditional Form“

„We are right now in the beginning of a climate and ecological crisis, and we need to call it what it is—an emergency. We must acknowledge that we do not have the situation under control, and that we don’t have all the solutions yet; unless those solutions mean that we simply stop doing certain things. We must admit that we are losing this battle. We have to acknowledge that the older generations have failed. All political movements in their present form have failed, but Homo sapiens have not yet failed. Yes, we are failing, but there is still time to turn everything around. We can still fix this. We still have everything in our own hands, but unless we recognise the overall failures of our current systems, we most probably don’t stand a chance.

We  are facing a disaster of unspoken sufferings for enormous amounts of people, and now is not the time for speaking politely or focusing on what we can or cannot say. Now is the time to speak clearly. Solving the climate crisis is the greatest and most complex challenge that Homo sapiens have ever faced. The main solution, however, is so simple that even a small child can understand it: we have to stop our emissions of greenhouse gases, and either we do that, or we don’t. You say that nothing in life is black or white, but that is a lie—a very dangerous lie—either we prevent a 1.5 degree of warming, or we don’t; either we avoid setting off that irreversible chain reaction beyond human control, or we don’t; either we choose to go on as a civilisation, or we don’t—that is as black or white as it gets; because there are no grey areas when it comes to survival.

„The 1975“ (NOACF Version), 114.000 Aufrufe – This video was made entirely from clips hosted on The1975.com during the beginning of the ‘Notes On A Conditional Form’ promotional campaign.

Now  we all have a choice: we can create transformational action that will safeguard the living conditions for future generations, or we can continue with our business as usual and fail. That is up to you and me. And yes, we need a system change rather than individual change, but you cannot have one without the other. If you look through history, all the big changes in society have been started by people at the grassroots level—people like you and me. So, I ask you to please wake up and make the changes required possible. To do your best is no longer good enough. We must all do the seemingly impossible. Today, we use about 100 million barrels of oil every single day. There are no politics to change that; there are no rules to keep that oil in the ground. So, we can no longer save the world by playing by the rules, because the rules have to be changed—everything needs to change, and it has to start today. So, everyone out there, it is now time for civil disobedience. It is time to rebel.“

Danke, Greta Thunberg.

YouTube-Kommentar von Shanhatesyou:

  • „i saw this at the 1975 concert and people were completely silent and it was amazing because right after the speech was the loudest roar of cheers and it was definitely a moment to remember“

Übrigens gingen/gehen die Einnahmen dieses Videoclips an Extinction Rebellion.


Neil Young: „Who’s Gonna Stand Up?“, 2014 (Soloversion)

Neil Young: „Who’s Gonna Stand Up?“, 2014, 292.000 Aufrufe (Orchesterversion)

Who’s gonna stand up and save the Earth?
This all starts with you and me
.“

„End fossil fuel, draw the line
Before we build one more pipeline
End fracking now, let’s save the water
And build a life for our sons and daughters.“

„Young adressiert hier nach dem Prinzip ‚Freiwillige vor‘ seine Hörer, für die Umwelt einzutreten – und bezieht sich selbst ein“ (Kölsch 2019).


Black Sabbath: „Age of Reason“, 2013

Black Sabbath: „Age of Reason“, 2013

‚Do you hear the thunder
Raging in the sky?
Premonition of a shattered world that’s gonna die
In the age of reason
How do we survive?
The protocols of evil ravaging so many lives…

Sustainable extinction…

Mass distraction hides the truth…‘

Letztere Zeile ist eine der wichtigsten und hier in knappeste Worte gegossene Wahrheit über das Leben der Menschen in den frühindustrialisierten Staaten. Bei den Römer:innen nannte man das noch „Brot und Spiele“ – und selbige sind heute zur monströsen – Reinhard Mey würden von Verdummungsindustrie sprechen – aufgeblasen.

Aufgeblasen? Nun, es bedarf nur eines Nadelstiches, um unsere Zivilisation implodieren zu lassen.

Und weil das so ist, und es im Grunde genommen Jede:r weiß, macht man die Augen: noch fester zu. Und lässt sich ablenken. Vom Leben. Um den Preis des Lebens. Um den Preis der Zivilisation. … und dann steht an: „Sustainable extinction“? Ach, Mensch.

>> vgl. Reinhard Mey: „Vernunft breitet sich aus über die Bundesrepublik Deutschland“, 1994: „Die Verdummungsindustrien gehen bankrott / Ab jetzt denkt man wieder selber, wir sind endlich, endlich frei“, s.a. Abschnitt Reinhard Mey, unten Klick auf „… mehr“


Paul McCartney/Allstars: „Love Song To The Earth“, 2015, 2 Videos, jeweils +635.000 Aufrufe

Love Song To The Earth, 2015

„Tomorrow’s in our hands now.“

„This is a love song to the Earth…
A diamond in the universe…
Keep it safe, keep it safe, keep it safe
Cause it’s our world, it’s our world.“

  • Mit Paul McCartney, Jon Bon Jovi, Sheryl Crow, Fergie, Colbie Caillat, Natasha Bedingfield, Sean Paul, Leona Lewis, Johnny Rzeznik, Krewella, Angelique Kidjo, Nicole Scherzinger, Kelsea Ballerini, Christina Grimmmie, Victoria Justice, Q’orianka Kilcher

Ein Musikstück bzw. Projekt, dass im Vorfeld der Pariser Klimakonferenz lanciert wurde. Selbstanspruch: „A song with the power to fight climate change and maybe even change the world.“ Das hat nicht ganz funktioniert.

Dazu YouTube-User „TommyMG96“ in den Kommentaren: „Why doesn’t this have millions of views yet?“ – und wirft damit letztlich ein weiteres Mal die Frage auf „Where Are All The Climate Songs?“

  • Versuch einer Antwort: Einerseits ein schöner Song, andererseits bleibt bei mir das Gefühl eines „Auftragswerkes“ vom Reißbrett – was auch für das eher routinierte Video gilt.
… und die Videoclip-Version mit den Protagonst*innen; m.E. ein skandalös uninspiriertes Video.

Die dazugehörige Website http://lovesongtotheearth.org/ führt weiter, was das Hochglanz-Video begonnen hat: Alles ist kantenlos, die Musiker*innen sind mit perfekten (unnahbaren) Promofotos. Man kann in der Rubrik „Take Action“ seinen Namen auf eine Art „Bekenntnisliste zum Song“ setzen – wunderbar, dann habe ich meinen Beitrag ja bereits geleistet? Selbstverständlich – und zu selbstverständlich um das zu betonen, was hier so ausufernd betont wird, ist, dass die Tantiemen – „every penny“ – gespendet werden. Konkret an Friends of the Earth (in Deutschland = BUND) und an die Stiftung UN Foundation, die die Arbeit der UN fördert.

Der Song hat es in der taz – in dem Jahr, in dem er erschien – auf der „Hitliste der schlimmsten Umweltsongs“ auf Platz 1 geschafft:

  • „Schadet dem Klima, weil: sich hier lieblos aus dem Baukasten für Charthits bedient wurde. Zudem haben Zeilen wie „Heaven’s poetry to us“ aus dem Mund von Party-Rapper Sean Paul ein echtes Glaubwürdigkeitsproblem“ (Stöckel 2015).

Miley Cyrus/Hannah Montana: „Wake Up America“, 2008

Miley Cyrus/Hannah Montana: „Wake Up America“, 2008, 105.000 Aufrufe seit 2018

>> … im Nachgang zum Live-Earth-Zeitgeist (vgl. Abschnitt „Klimakrisenmusik. Ein Essay.“)

„Oh, the earth is calling out
I wanna learn what it’s all about
But everything I read’s
‚Global warming‘, ‚going green‘
I don’t know what all this means
But it seems to be saying
Wake up, America
We’re all in this together
It’s our home so let’s take care of it
.“

Wenn Miley gewillt ist, sich über den Klimawandel zu informieren, wird ihr „America“ folgen?

  • „Hier wird auf Klimakrise und Erderwärmung eingeschlagen – und zwar mit der Moralapostel-Keule. Problem: Songs, die vor moralischen Botschaften und Weltrettungs-Appellen nur so triefen, schrecken Leute eher ab, als dass sie sie für die gute Sache begeistern“ (Meyen 2020).

Sparks: Please Don’t Fuck Up My World“, 2019

Sparks: Please Don’t Fuck Up My World“, 2019, 88.000 Aufrufe

„Please don’t fuck up my world
I need something to live for
Rivers, mountains, and seas
No one knows what they’re there for
Still, it’s easy to see
That they’re things to be cared for“

Karl Fluch nennt im Standard den Song eine „Bekehrungsballade“ (2020), der auf einer deskriptiven Ebene bleibt. Aus meiner Sicht ist es eine merkwürdig ratlose Bitte an die Mitwelt oder einen sonstigen im diffusen verbleibenden Adressaten.


Eric Bibb (rechts) and Habib Koité (links): „We Don’t Care“, 2013

Eric Bibb and Habib Koité: „We Don’t Care“, 2013, 135.000 Aufrufe

‚We ought to all save water
But we don’t even try
Take 30 minute showers
While the well runs dry‘

Refrain:
‚We don’t care‘ x6

Ein Song über die kollektive Verantwortungslosigkeit der Menschen der frühindustrialisierten Staaten. Das Lied ist eine rund dreiminütige (er-)nüchterende Feststellung, dass wir ohnehin Übersättigten alles und noch viel mehr möchten und gleichzeitig nicht damit konfrontiert werden wollen, wer das Gold geschürft, die Schuhe genäht, was ihr:ihm bezahlt wird, was die Menschheit im sog. Kyoto-[Klimakrisen-]Protokoll 1997 festgelegt hat… und endet nach einer langen Reihe von „We don’t Care“’s mit einem kleinen, verzagt-schüchtern fragenden „Do we?“ – also einem „oder?“ bzw. „oder vielleicht doch?“

>> Ja, wer hat denn unser Smartphone geschürft? Siehe Handbuch Klimakrise: Der ‚globale Impact‘ eines Smartphones.


Quellen des Abschnitts „Songs (international)“